Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 136

1873 - Oldenburg : Stalling
In der Zeit der Unruhen, wo der Mager herrschte, und die Sieben eine Verschwörung gegen ihn stifteten, waren die Babylonier abgefallen und hatten sich im Stillen zu einer Belagerung vorbereitet. Als jetzt Dareios mit seiner ganzen Macht gegen sie auszog, die Stadt zu erobern, erwürgten die Babylonier die meisten ihrer Weiber, damit sie ihnen nicht die Lebensmittel aufzehrten. Um die Belagerung kümmerten sie sich gar nicht, sondern stiegen auf die Zinnen der Mauern, tanzten und spotteten des Dareios und seines Heeres. Bereits neunzehn Monate hatte die Belagerung gedauert; Dareios und sein ganzes Heer ward mißmuthig, weil man trotz aller List und Klugheit nicht im Stande war, Babylon einzunehmen. Da ging im zwanzigsten Monat Zopyros, ein vornehmer Perser, zum Dareios und fragte ihn, ob ihm an der Eroberung Babylons sehr viel gelegen wäre, und als er hörte, daß dies dem König über Alles ging, überlegte Zopyros, wie er es sein könne, der die Stadt einnähme, daß sein die That wäre. Er fand aber, daß es auf keine andere Art möglich wäre, als wenn er sich selbst schmählich mißhandelte und zu den Babyloniern überginge. Da schnitt er sich Nase und Ohren ab und schor sein Haupt recht schändlich und geißelte sich, und so kam er zum Dareios. Der König aber ward sehr entrüstet, als er ihn so schmählich zugerichtet sah, sprang von seinem Throne auf und schrie laut und fragte ihn, wer ihn so schmählich zugerichtet habe, und warum. Zopyros aber sprach: ,,Kein Mensch als du hat Macht, mich so zu verstümmeln; auch hat es, o König, kein Fremder gethan, sondern ich allein: denn ich kann es nicht ertragen, daß die Babylonier der Perser spotten." Er aber antwortete: „O du böser Mensch, der abscheu- lichsten That giebst du den schönsten Namen, indem du sagst, du habest dich der Belagerten wegen so heillos zugerichtet. Werden sich denn, du Thor, die Feinde schneller ergeben, weil du dich so schmählich entstellt hast? Bist du nicht ganz von Sinnen, daß du dich selbst verstümmelt hast?" Zopyros aber sprach: „Hätte ich dir erst vorgelegt, was ich thun wollte, so hättest du es nicht zugegeben; nun habe ich es ganz auf eigne Hand gethan, und wenn du es jetzt

2. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 82

1873 - Oldenburg : Stalling
bannen, doch der Nausikaa flößte Athene Muth in die Seele, daß sie es wagte, die flehende Anrede des Fremdlings zu hören, der in Mitleid erregenden Worten sein bejammerns- werthes Geschick schilderte und sie um ein Stück Zeug zur Be- kleidung bat. Die gerührte Nausikaa sprach ihren Freundinnen Muth ein, und ließ dem Odysseus Leibrock und Mantel nebst Salböl in goldener Flasche reichen. Odysseus stieg, während die Mädchen sich entfernten, in den Strom, sich zu baden, und gereinigt von dem Schlamme des Meeres, salbte er seinen Körper und legte die köstlichen Gewänder an. Seine Schutz- göttin Athene erhöhte die Größe und Fülle seiner Gestalt und ließ sein Haar in Locken von seinem Scheitel wallen. So stand er, eben noch der unansehnliche Fremdling, in jugend- licher Schönheit und Kraft vor den erstaunten Mädchen, deren Blicke voll Verwunderung aus dem herrlichen Manne ruheten. Nachdem Odysseus sich durch Speise und Trank erquickt, folgte er den Mädchen zur Stadt; doch Nausikaa scheute sich, mit dem fremden Manne heimzukehren, und ging deshalb voraus in die Stadt. Odysseus, dem sie den Weg beschieden hatte, kam in kurzer Zeit nach. Athene selbst, in Gestalt eines Mädchens mit einem Wasser- gefäß, zeigte ihm den Weg zum königlichen Palaste, in dem Alles vom Glanze des Goldes und Silbers strahlte. Odysseus nahte flehend der am Herde sitzenden Königin und bat, ihre Kniee umfassend, um gastliche Aufnahme. Dann setzte er sich, der Antwort harrend, auf den Herd und sogleich trat König Alkinoos selbst zu ihm und führte ihn zu einem prächtigen Sessel, und Odysseus genoß jetzt im Palaste des Königs alle Ehrenbezeigungen, die jene gastfreie Zeit den Fremden spendete. Unter heiteren Spielen verbrachte er hier in Festen seine Zeit; der Sänger sang von dem Kriege gegen Troja, von dem hölzernen Roß, durch welches die Veste erobert ward, und Odysseus hörte seinen eigenen Ruhm, ohne daß Jemand die Anwesenheit des Helden ahnte. Endlich ward er um seine Geschichte gefragt, und nun erzählte Odysseus den staunenden Zuhörern seine vielfachen Leiden und Gefahren, die er seit der Abfahrt von Troja erduldet hatte. Die Phäaken, über die Alkinoos herrschte, waren ein ruderliebendes und ein wohl- wollendes Volk und hatten schon manchen von den Stürmen

3. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 84

1873 - Oldenburg : Stalling
84 an den Frevlern nehmen würde, doch Eumäos schenkte ihm keinen Glauben, sondern beharrte fest auf der Meinung, daß sein unglücklicher Herr schon längst eine Beute der Raubthiere oder Fische geworden sei. Jetzt fragte er auch den Odysseus um sein Schicksal, und nun brachte der Bettler eine erdichtete Erzählung vor, in der er nochmals versicherte, daß er auf seinen Reisen von dem herrlichen Helden gehört habe, und daß er bald mit unermeßlichen Schätzen nahen werde. Am andern Tag kehrte auch Telemachos von seiner Reise zurück. Bevor er in die Stadt ging, kehrte er bei dem treuen Sauhirten ein und ward von ihm wie der Sohn von seinem Vater empfangen. Ehrerbietig stand der verkleidete Odysseus vor seinem eigenen Sohne, der den Vater nicht vermuthete, auf, doch Telemachos hieß ihn freundlich sich niedersetzen, indem er sagte, er werde schon auch einen Sitz finden. Aus des Sohnes Munde erfuhr jetzt der Vater den Zustand seines Hauses. Telemachos entsandte den Eumäos n die Stadt, um der Mutter Penelope, die sich in seiner Abwesenheit um ihn geängstigt hatte, seine glückliche Ankunft anzuzeigen. Schnell enteilte der Sauhirt, und nun waren Vater und Sohn allein. Athene nahete, nur dem Odysseus sichtbar, und rieth ihm sich zu erkennen zu geben. Von Athene mit dem Stabe berührt, stand jetzt der Vater, in einen kostbaren Mantel und Leibrock gekleidet, in der Fülle seiner schönen und kräftigen Heldengestalt vor dem Sohne, der ihn staunend für einen Gott hielt. „Nein, ich bin kein Gott," erwiederte Odysseus, „ich bin dein Vater, um den du von trotzigen Männern viele Kränkungen duldest." Noch immer war Telemachos ungläubig, und erst, als ihn Odysseus beschied, daß die Verwandlung ein Werk Athene's sei, schlang er, Thränen vergießend, die Arme um den lange vermißten Vater. Dieser erzählte die Geschichte seiner Heimkehr und besprach mit Telemachos den Plan zur Rache. Als Bettler wollte Odysseus in die Stadt gehen, alle Schmähungen und Kränkungen der Freier geduldig ertragen, und auch Telemachos sollte sein Gefühl für den Vater verleugnen und ruhig zusehen, wenn er mißhandelt würde. Heimlich aber sollte Telemachos alle Waffen aus dem Saale tragen und nur für sich und Odysseus Schwerter,

4. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 85

1873 - Oldenburg : Stalling
85 Speere und Schilde zurücklassen, vor allen aber das tiefste Geheimniß beobachten. Nach dieser Verabredung kehrte Telemachos nach der Stadt in seinen Palast zurück, wo die Freier, über die Ver- eitelung des Mordes an dem heimkehrenden Königssohn er- grimmt, auf neue Frevelthaten sannen. Am andern Morgen kehrte Odysseus, der inzwischen seine Bettlergestalt wieder angenommen hatte, mit dem Sauhirten Eumäos nach der Stadt. Unterwegs schon erfuhr der ver- kleidete König harte Kränkungen von einem unverschämten Ziegenhirten, dem Melantheus, der, auf Seiten der Freier stehend, diesen Ziegen zum Schmaus in die Stadt führte. Als er die Beiden sah, rief er aus: „Wahrlich, das heißt recht, ein Taugenichts führt den andern! Stets gesellt ja ein Gott den Gleichen zum Gleichen! Was führst du nun, Sauhirt, diesen Fresser, diesen beschwerlichen Bettler und Tellerlecker in die Stadt, der, die Schultern an den Thürpfosten sich reibend, um Brocken bittet! Wenn er zum Hüter eines Geheges, zum Ausfegen der Ställe taugte, könnte er Molken trinken, und Fett auf die Lenden gewinnen; doch zur Landarbeit wird er keine Lust haben und lieber für seinen unersättlichen Bauch um Futter betteln. Im Palaste des Odysseus werden ihn die Freier mit Schemeln werfen und ihm die Rippen zer- schmettern." Diese und andere Schmähungen ertrug der Held mit ruhiger Gelassenheit; bald enteilte der Ziegenhirt Melantheus zum Palaste, und auch Eumäos und der Bettler langten nach ihm an. Vor der Wohnung auf einem Haufen Dünger lag ein alter Hund des Odysseus, der, vormals ein stattlicher Jagdhund, jetzt verachtet und von Ungeziefer verzehrt da lag. Das treue Thier erkannte sogleich den Herrn und wedelte mit dem Schwänze, doch vermochte es aus Schwäche nicht mehr zu ihm zu gehen y Odysseus unterdrückte heimlich eine Thräne, der Hund aber fiel, als er seinen Herrn im zwan- zigsten Jahre heimkehren gesehen, todt nieder. Jetzt trat Odysseus in den Saal, und als er von Tele- machos Speise erhalten hatte, flehete er der Reihe nach auch

5. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 86

1873 - Oldenburg : Stalling
86 die Freier um Gaben an, die ihm auch alle von ihrem Ueber- flusse mittheilten, nur Antinoos wies ihn mit Schmähungen ab und warf ihn mit dem Schemel an die Schultern: doch Odysseus duldete schweigend die Mißhandlung. Penelope hatte indeß von Eumäos die Ankunft des viel- gewanderten Bettlers erfahren, und wie sie jeden umherirren- den Fremdling nach Odysseus auszuforschen pflegte, so sandte sie auch zu dem Bettler, um sich bei ihm nach dem ersehnten Gemahle zu erkundigen. Odysseus trug aber gegründetes Be- denken, in seiner ärmlichen Kleidung durch die Schaar der trotzigen Freier, die ihn erst so eben gekränkt hatten, in das Obergemach der Königin zu gehen, und verschob daher seine Erzählung bei der Königin auf die Zeit des Tages, wo sich mit dem Untergange der Sonne die übermüthigen Männer entfernen würden. In Jthaka trieb sich ein Bettler, Jros genannt, umher, der täglich um Speise und Trank Haus für Haus bettelte, und auch in der Wohnung des Odysseus bei den Freiern Zu- tritt hatte. Dieser kam jetzt, und unwillig, einen andern Bettler an seinem Platze zu sehen, wies er den Odysseus zu- rück und drohete ihm im Weigerungsfälle mit Faustschlägen. Es kam von Worten zur That, und die Freier ergötzten sich, jetzt den Kampf zwischen zwei Bettlern mit anzusehen, und versprachen dem Sieger einen fett gebratenen Geismagen zur Belohnung. Odysseus rüstete sich zum Kampfe, er entblößte seine gewaltigen Schultern und Arme, daß die Freier bei dem Anblick der kräftigen Glieder erstaunten. Der Kampf dauerte nur kurze Zeit; denn Odysseus schlug den Jros unter dem Ohr an den Hals, daß die Knochen zerbrachen und ein Blutstrom seinem Munde, entquoll. Dann zog er ihn am Fuß bis auf den Vorhof, wo er ihn an einer Mauer niedersetzte. Als der Abend herankam, wurde Feuer angezündet, den großen Männersaal zu erleuchten, und von neuem begann der Lärm des Gastmahls unter den Freiern, bis sie, nachdem Odysseus noch manche Kränkung erduldet hatte und sogar von den dienenden Mägden geschmäht worden war, aus Tele- machos Anmahnen sich nach ihren eigenen Wohnungen begaben. Die Zeit ihrer Abwesenheit benutzten Vater und Sohn, die Waffen aus dem Saale zu tragen, und auch, als Telemachos

6. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 93

1873 - Oldenburg : Stalling
93 Lacedämonier theilte er in 30,000 kleinere Theile. Einst ging Lykurgos zur Zeit der Ernte durch die Felder, und als er sah, wie die Getreidehaufen in gleichen Reihen neben einander lagen, lächelteerund sagte: „Ganz Lakonien scheint vielen Brüdern zu aehören, die eben erst unter einander ge- theilt haben." Den Gebrauch der Gold- und Silbermünzen hob Ly- kurgos auf und führte statt derselben eisernes Geld ein. Dieses war so schwer und von solchem Umfange, daß man für etwa 225 Rthlr. nach unserem Gelde eine besondere Niederlage im Hause, und um es fortzuschaffen, ein Zwei- gespann nöthig hatte. Durch diese Maßregel wurden viele Vergehungen, z. B. Diebstahl, Bestechung, Raub u. dgl,, aus Sparta verbannt, aber auch Künste und Handel gänzlich gelähmt. Die Spartaner gewöhnte Lykurgos zur größten Einfachheit und gestattete ihnen nur den Gebrauch der unent- behrlichsten Geräthschaften. Am meisten suchte er der Schwelgerei durch Einführung der gemeinsamen Mahle entgegen zu arbeiten, zu denen jeder Spartaner einen monatlichen Beitrag von Getreide, Feigen, Käse und Wein liefern mußte. Dabei war es streng ver- boten, sich zuvor zu Hause satt zu essen und dann mit ge- fülltem Magen beim Mahle zu erscheinen, und die übrigen Tischgenossen, deren stets fünfzehn eine Tischgesellschaft aus- machten, merkten genau auf und schalten den, welcher nicht aß und trank und die gemeinsame Kost verachtete. Nur wer von einem Opfer oder einer Jagd spät zurückkehrte, durfte zu Hause speisen. Als einst der König Agis von einem Feldzuge zurückkehrte und bei seiner Frau zu speisen wünschte, wollte er sich seine Portion holen lassen, aber die Vorsteher bei den Mahlzeiten schickten sie ihm nicht. Das Hauptgericht der Mahlzeit war die schwarze Suppe oder Blutsuppe. Um sie zu versuchen, ließ sich einst ein Pontischer König einen Spartanischen Koch kommen. Als er die Suppe gekostet hatte und sie unschmackhast fand, sagte der Koch: „Diese Suppe, o König, schmeckt nur denen, die sich vorher im Eurotas gebadet haben." Durch die Einrichtung dieser gemein- samen Mahlzeiten zog sich Lykurgos den Haß der Reichen in dem Grade zu, daß es einst zu einem Aufstande kam, und

7. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 115

1873 - Oldenburg : Stalling
115 hüten, daß man sage, er sei glückselig, sondern nur, es gehe ihm Wohl. Es ist aber unmöglich, daß ein Mensch dieses Alles zumal erlange, und so wie ein Land nicht Alles her- vorbringt, sondern das eine hat und Mangel leidet am an- dern, das aber, welches das meiste hat, das hat den Vor- zug: also ist auch ein Menschenleib sich selber nicht zur Genüge: das eine hat er, das andere bedarf er. Wer nun das meiste bis an sein Ende hat und dann freudigen Muthes sein Leben beschließt, der, o König, verdient nach meiner Einsicht den Namen des Glückseligen. Bei jeglichem Dinge muß man auf das Ende sehen, wie es hinaus geht; denn vielen hat Gott das Glück vor Augen gehalten und sie dann gänz- lich zu Grunde gerichtet." Also sprach er zum Krösos, und weil er ihm gar nicht zu Willen redete, noch sich an ihn kehrte, ward er entlassen, und Krösos hielt ihn für sehr unverständig, weil er die Güter der Gegenwart nicht achtete, sondern sagte, man müsse das Ende eines jeden Dinges abwarten. Bald aber sollte Krösos erfahren, das Solon die Wahrheit geredet hatte. Zu Athen waren indessen während Solons Abwesenheit die früheren Parteien unter dem Volke wieder hervorgetreten. Als Solon nach zehnjähriger Abwesenheit wieder in seiner Heimath anlangte, wurde er zwar von allen Bürgern geachtet und geehrt, vermochte aber nicht, die in Parteien zerfallenen Athener auszusöhnen und zur Eintracht zurückzuführen. Auch war er schon hochbejahrt und zog sich von den Staats- geschäften zurück. Er starb, als Pisistratos schon einige Zeit Tyrann von Athen war. , / n ^ /. 7/¿/ ?■ M . i. \\ v ^¿/p -Wm. Xii. Pisistratos und seine Söhne. (561—510 v. Chr.) Die Parteien, die noch zu Solons Lebzeiten in Athen entstanden, unterschieden sich nach der verschiedenen Beschaffen- heit des Bodens von Attika in Bewohner der Ebene, an deren Spitze L ykurgos stand, in die Bewohner der Küsten, 8*

8. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 129

1873 - Oldenburg : Stalling
129 kam es zu einer blutigen Schlacht, und nachdem auf beiden Seiten eine große Menge gefallen war, wandten sich die Aegppter zur Flucht, und auch ihre Stadt Memphis mußten sie nach einer Belagerung den Persern übergeben. Mit dem ge- fangenen Psammenitos, dessen Muth Kambyses auf die Probe stellen wollte, erlaubte er sich ein grausames Spiel. Er legte seiner Tochter ein Sklavenkleid an und schickte sie mit einem Wasserkruge nach Wasser; zugleich mit ihr t sandte er noch die Töchter der angesehensten Aegppter in derselben Tracht, wie die Königstochter. Als die Jungfrauen mit Schreien und Weinen bei ihren Vätern vorbeigingen, er- hoben auch diese über das Elend ihrer Kinder laute Klagen und weinten; Psammenitos aber, als er seine Tochter ge- wahrte, blickte zur Erde. Nachdem die Wasserträgerinnen vorüber waren, schickte Kambyses auch den Sohn des Psam- menitos mit zweitausend andern Aegyptern vorbei,- die alle, einen Strick um den Hals, zum Tode geführt wurden. Die Aegppter, die um ihren König saßen, weinten; Psammenitos aber richtete seinen Blick thränenlos zur Erde. Da kam ein alter Mann von Psammenitos Tischgenossen, der sein Hab und Gut verloren hatte und jetzt als Bettler das Kriegs- volk um Almosen bat, und auch bei dem gefangenen König vorbeiging. Als dieser ihn sah, weinte er laut, rief den Namen seines Freundes und schlug sich an den Kopf. Die Wächter des Psammenitos meldeten dem Kambyses dessen Benehmen, und dieser ließ den König der Aegppter fragen, warum er bei dem Anblick seiner Tochter und seines Sohnes, der zum Tode geführt worden sei, nicht geweint, diesen Bettler aber, der doch nicht mit ihm verwandt sei, so hoch geehrt habe. Psammenitos antwortete: „O Sohn des Kyros, mein häusliches Unglück war zu groß um darüber zu weinen, aber das Elend des Freundes, der Hab und Gut verloren hat und an der Schwelle des Alters zum Bettler geworden ist, war der Thräne werth." Die Antwort gefiel dem Kambyses und es wandelte ihn ein Mitleiden an. Er befahl, den Sohn vom Tode zu erretten und den Vater zu ihm zu führen. Doch den Sohn fanden die Boten nicht mehr am Leben, denn er war zuerst hingerichtet worden; Psammenitos aber lebte fortan, ohne Stacke, Griech. Geschichte. 10. Aufl. 9

9. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 194

1873 - Oldenburg : Stalling
194 Xxv. Alcibiades. Alcibiades, der Sohn des Klinias, stammte aus einem reichen und edlen Geschlechte, das bis auf den Tela- monier Ajax hinaufreichte, und war verwandt mit Perikles, der nach dem Tode feines Vaters die Vormundschaft über ihn führte. Die Natur hatte den Alcibiades mit den glän- zendsten Gaben des Körpers und der Seele ausgestattet, er besaß eine sehr schöne Gestalt, einen lebhaften, durchdringenden Geist, eine einschmeichelnde Stimme, die durch ein leichtes Anstoßen mit der Zunge — er konnte den Buchstaben R nicht aussprechen, — nur um so lieblicher ward. Dagegen fehlte ihm aber auch nicht jener Leichtsinn und ausgelassene Muthwille, der überhaupt ein Zug des Athenischen Volkes war. Bei solchen Gaben war es kein Wunder, daß er schon als Knabe die Aufmerksamkeit der Athener auf sich zog, und manche witzige Aeußerung, mancher lose Streich wird uns von ihm erzählt. Einst übte er sich mit einem stärkeren Knaben im Rin- gen, und um nicht zu unterliegen, biß er ihn in den Arm. Als sein Gegner ihn mit den Worten schalt: ,,Du beißest ja, Alcibiades, wie die Weiber!" antwortete dieser: „Nein, wie die Löwen!" — Ein andermal spielte er mit mehreren an- dern Knaben auf der Straße Würfel und er war gerade am Wurf, als ein Wagen gefahren kam. Alcibiades bat den Fuhrmann zu warten, da dieser aber nicht auf ihn hörte, legte er sich quer vor die Pferde auf die Straße und sagte: „Nun fahre zu, wenn du willst!" Der Fuhrmann mußte umwenden. — Alcibiades war lernbegierig und seinen Lehrern folgsam, nur gegen die Flöte zeigte er einen unbesiegbaren Widerwillen, weil sie den Mund und das Gesicht entstelle und nicht gestalte, daß der Spielende dazu singe. „Die Kinder der Thebaner," sagte er, „mögen die Flöte blasen, denn sie verstehen nicht zu reden." Er theilte seine Abneigung gegen dieses Instrument seinen Gespielen mit und brachte es förmlich in Verruf. Einst wollte er seinen Vormund Perikles besuchen, erfuhr aber vor der Thür, daß dieser beschäftigt sei und gerade dariiber nachdenke, wie er den Athenern Rechen-

10. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 213

1873 - Oldenburg : Stalling
213 mehr, und Viele, welche zuerst gegen die Todesstrafe gestimmt hatten, sprachen sich jetzt für seine Hinrichtung aus. Er ward verurtheilt den Giftbecher zu trinken, und ins Gefäng- niß geführt. Am Tage vor seiner Verurtheilung aber ging gerade das heilige Schiff nach Delos ab, um dem Apollo ein Opfer zu bringen, und nach Athenischem Gebrauche durfte vor der Rückkehr dieses Schiffes kein Todesurtheil vollzogen werden. So lebte denn Sokrates noch dreißig Tage im Gefängniß, wo ihn seine Schüler, .niedergebeugt von Schmerz über den nahen Verlust eines solchen Lehrers, täglich besuchten und sich mit ihm unterhielten. Am lautesten jammerte Appollo- doros; als dieser einst schluchzend ausrief: „Ach, daß du so unschuldig sterben mußt!" antwortete Sokrates lächelnd: „Wünschest du denn, daß ich schuldig stürbe?" Einer seiner Schüler, Kriton, hatte durch eine Summe Geldes den Kerkermeister bestochen und forderte den Sokrates auf, in der Nacht durch die offene Thür des Gefängnisses zu entfliehen und nach Thessalien zu reisen, wo Kriton Gast- freunde hatte. Sokrates verschmähte diesen Vorschlag und bewies dem Kriton, daß es die Pflicht des Bürgers sei, den Gesetzen des Staates in jedem Falle zu gehorchen. Am Morgen seines Todestages erschienen seine Freunde schon früh im Gefängnisse. Auch seine Frau Xanthippe war da, das jüngste Kind auf den Armen tragend. Um ihr heftiges Wehklagen nicht länger anhören zu müssen, bat So- krates, sie hinwegzuführen, und nun begann er sein letztes Gespräch mit seinen Freunden, indem er sie über die Unsterb- lichkeit der Seele belehrte. So verging der Tag und der Abend brach herein, als der Diener eintrat und ihm anzeigte, daß es nun Zeit sei. „Du wirst mir nicht fluchen", sagte er, ,,wie die Anderen thun; ich thue ja nur was mir die Oberen befehlen. Ich habe dich als den besten Mann kennen gelernt von Allen, die hierher gekommen sind. Lebe Wohl und ver- suche, die Nothwendigkeit so leicht als möglich zu ertragen." Weinend entfernte sich der Diener. „Wie brav der Mensch ist", sagte Sokrates. „Auch während der ganzen Zeit hat er sich so bewiesen, wenn er mich besuchte. Aber geht und holt den Trank, wenn er schon eingerieben ist." Die Freunde
   bis 10 von 112 weiter»  »»
112 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 112 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 7
3 1
4 2
5 45
6 1
7 0
8 0
9 0
10 30
11 5
12 7
13 0
14 20
15 0
16 11
17 0
18 0
19 0
20 11
21 0
22 0
23 8
24 2
25 1
26 0
27 3
28 13
29 0
30 0
31 3
32 0
33 14
34 4
35 0
36 2
37 58
38 0
39 1
40 0
41 0
42 2
43 24
44 0
45 14
46 0
47 4
48 2
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 17
2 2
3 0
4 2
5 0
6 0
7 0
8 0
9 9
10 0
11 0
12 2
13 1
14 9
15 2
16 12
17 60
18 0
19 18
20 3
21 4
22 8
23 24
24 0
25 10
26 2
27 0
28 5
29 3
30 0
31 22
32 1
33 0
34 5
35 1
36 3
37 1
38 6
39 16
40 2
41 1
42 3
43 0
44 1
45 9
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 3
52 8
53 0
54 2
55 15
56 4
57 0
58 0
59 2
60 1
61 0
62 0
63 0
64 1
65 1
66 0
67 2
68 4
69 2
70 0
71 17
72 1
73 0
74 1
75 6
76 1
77 9
78 3
79 1
80 0
81 0
82 17
83 1
84 0
85 10
86 2
87 53
88 15
89 1
90 5
91 3
92 15
93 0
94 36
95 0
96 3
97 0
98 6
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 9
1 2
2 147
3 16
4 24
5 33
6 12
7 70
8 17
9 70
10 47
11 0
12 42
13 10
14 0
15 105
16 58
17 51
18 23
19 62
20 5
21 34
22 130
23 33
24 14
25 1
26 69
27 133
28 3
29 32
30 62
31 12
32 2
33 322
34 21
35 53
36 0
37 137
38 6
39 86
40 54
41 17
42 12
43 41
44 22
45 17
46 40
47 7
48 45
49 75
50 67
51 34
52 10
53 7
54 196
55 57
56 36
57 8
58 36
59 534
60 24
61 51
62 100
63 56
64 45
65 132
66 0
67 142
68 15
69 0
70 0
71 67
72 29
73 250
74 20
75 70
76 26
77 36
78 3
79 56
80 34
81 335
82 15
83 0
84 13
85 81
86 3
87 20
88 73
89 16
90 6
91 52
92 0
93 11
94 0
95 2
96 1
97 29
98 74
99 16
100 195
101 0
102 92
103 87
104 2
105 14
106 15
107 4
108 17
109 3
110 23
111 12
112 101
113 6
114 19
115 35
116 72
117 16
118 28
119 7
120 69
121 288
122 6
123 33
124 31
125 11
126 17
127 28
128 45
129 78
130 0
131 140
132 34
133 8
134 8
135 0
136 112
137 4
138 7
139 1
140 159
141 74
142 33
143 241
144 16
145 84
146 108
147 11
148 95
149 5
150 41
151 43
152 119
153 1
154 9
155 110
156 236
157 26
158 45
159 1
160 2
161 32
162 93
163 133
164 3
165 42
166 163
167 23
168 8
169 76
170 16
171 74
172 5
173 97
174 11
175 111
176 54
177 233
178 24
179 81
180 13
181 96
182 136
183 121
184 63
185 3
186 18
187 14
188 3
189 29
190 180
191 28
192 66
193 6
194 37
195 6
196 112
197 78
198 59
199 9